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Über uns

NWVA

Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung e.V.

Gründung 1904

Der Nordwestdeutsche Verband für Altertumsforschung wurde 1904 und damit zu einer Zeit gegründet, als das Fach Ur- und Frühgeschichte nur von wenigen Fachleuten repräsentiert wurde. Die Beteiligung von fachlichen Laien spielte eine vergleichsweise große Rolle. Die älteste Satzung definiert den Verbandszweck folgendermaßen: „Der Nordwestdeutsche Verband für Altertumsforschung wird gebildet durch wissenschaftliche Vereine und Institute zum Zweck der Förderung und Zusammenfassung der Forschungen über die älteste Kultur und Geschichte Nordwest-Deutschlands, wie es sich in den Römerkriegen sowie bei der sächsischen und fränkischen Eroberung als einheitliches Gebilde darstellt“.

Der Zweckparagraph in der derzeit gültigen Satzung vom 13. Januar 1988 lautet: „Der Verband verfolgt ausschließlich und mittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts ‚Steuerbegünstigte Zwecke’ der Abgabenordnung, und zwar insbesondere durch Förderung der archäologischen Forschung Nordwestdeutschlands in allen ihren Zweigen …“.

 

Aus der Verbandsgeschichte

Seit den Anfangsjahren konzentrierte sich der Verband auf die Ausrichtung von jährlichen Tagungen und das Publizieren in den Vereinsorganen. Während der Zeit des Nationalsozialismus lehnte der Verband unter dem Vorsitz von Karl Hermann Jacob-Friesen einen Beitritt zum „Reichsbund für deutsche Vorgeschichte“ ab, wie er von Hans Reinerth gefordert worden war. Reinerths Reaktion ließ nicht auf sich warten: Die „Nord- und Westdeutsche Arbeitsgemeinschaft für Vorgeschichte“ könne selbständig bleiben, nur der Vorsitzende sei untragbar. Es ist festzuhalten, dass der Verband sich nicht selbst auflöste, sondern nur während der gesamten nationalsozialistischen Zeit gewissermaßen in Deckung blieb.

1949 trafen sich erstmalig in der Nachkriegszeit 102 Fachleute zu einer „Prähistoriker-Tagung“, mit der die Arbeit des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung wieder aufgenommen wurde.

In der 100jährigen Geschichte gab es erstaunlich seltene Wechsel in den Vorständen. Stellvertretend für die Gesamtvorstände seien hier die jeweiligen Vorsitzenden genannt:

  • Carl Schuchhardt 1904 – 1934
  • Karl Hermann Jacob-Friesen 1934 – 1951
  • Ernst Sprockhoff 1952 – 1967
  • Werner Haarnagel 1967 – 1973
  • Karl-Josef Narr 1973 – 1985
  • Joachim Reichstein 1985 – 1999
  • Gabriele Isenberg 1999 – 2008
  • Claus von Carnap-Bornheim seit 2008.

Die Vorstände insgesamt haben immer die Hauptlast der Arbeit getragen. Sie setzten dabei ganz unterschiedliche Akzente. Am Anfang stand deutlich das Bemühen, am Hergebrachten festzuhalten, Verwerfungen der politischen Zeitläufte nicht zum Gegenstand der Verbandsdiskussion werden zu lassen. Es folgten die Jahre der Ausweitung des Fachs mit allen Erscheinungsformen. Während der gesamten Geschichte des Verbandes ist die Verbundenheit mit dem Schwesternverband und – viel später – mit der Neugründung in den ostdeutschen Bundesländern kennzeichnend. Heute ist der Verband Gründungsmitglied und damit integraler Bestandteil des 2011 auf dem vom NWVA ausgerichteten 7. Deutschen Archäologiekongress in Bremen entstandenen Dachverbandes Deutscher Verband für Archäologie (DVA).

 

Publikationen

Die erste wissenschaftliche Unternehmung des Verbandes war die Beteiligung an der Herausgabe der Prähistorischen Zeitschrift (PZ), gemeinsam mit der Berliner und der Deutschen Gesellschaft Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, der Generalverwaltung der Königlichen Museen und dem West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung. Zu den wissenschaftlichen Unternehmungen zählte auch die Herausgabe der „Urnenfriedhöfe in Niedersachsen“. Ein entsprechender Beschluss war bereits während der Bremer Tagung 1909 gefasst worden.

Zur gemeinsamen Tagung mit dem Süd- und Westdeutschen Verband 1964 in Fulda erschien der erster „Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern“. Die Reihe wurde vom „Römisch Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM) in Verbindung mit dem Nordwestdeutschen und West- und Süddeutschen Verband für Altertumsforschung“ herausgegeben. 1983 wurden die Exkursionsführer, nun als „Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland“ in die Hände der beiden Verbände gelegt und bis zum Jahr 2007 fortgeführt. Seitdem werden sie unter dem Titel „Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur“ herausgegeben.

Eine strukturelle Veränderung der wissenschaftlichen Arbeit des Verbandes war die Gründung des „Archäologischen Korrespondenzblatts“ im Jahr 1971, wieder auf Initiative des RGZM. Im Geleitwort zum ersten Heft sagt K. Böhner: „… Es sollte nicht die Zahl der bereits bestehenden Fachzeitschriften vermehren, sondern vielmehr einen neuen Zweck erfüllen: neue Funde und Forschungen – insbesondere die auf den Tagungen der beiden Verbände für Altertumsforschung und der Arbeitsgemeinschaften gehaltenen Vorträge und Mitteilungen – möglichst schnell in kurzer Form veröffentlichen.“

Der wichtigste Schritt im Publikationswesen der Ur- und Frühgeschichte nach der Wiedervereinigung Deutschlands war die Gründung des „Archäologischen Nachrichtenblatts“ im Jahr 1996. Als Herausgeber verantwortlich zeichnet das Präsidium der Deutschen Verbände für Altertumsforschung. Im Vorwort zum ersten Heft heißt es: „Das Archäologische Nachrichtenblatt soll die wichtigsten Nachrichten, Mitteilungen und Berichte aus den Arbeitsgebieten der drei im Präsidium der Deutschen Verbände für Altertumsforschung zusammenwirkenden Verbände aufnehmen und schwerpunktmäßig über organisatorische, rechtliche, strukturelle, methodische und auch forschungsgeschichtliche Themen berichten. Universitäten, Museen und Archäologische Denkmalpflege sowie sonstige Facheinrichtungen sollen dabei in gleicher Weise zur Sprache kommen“. Diese Zusammenarbeit mit dem Akademie-Verlag wurde im Rahmen der Gründung des Deutschen Verbandes für Archäologie (DVA) aufgelöst. Als neues Organ auch der Altertumsverbände tritt 2013 die neugegründete Zeitschrift „Blickpunkt Archäologie“ mit verändertem Layout und inhaltlichem Zuschnitt an diese Stelle.

Literatur:

  • H.-G. Peters,100 Jahre Nordwestdeutscher Verband für Altertumsforschung. Archäologischen Nachrichtenblatt 10, 4, 2005, 355–366.
  • H.-G. Peters und C. v. Carnap-Bornheim, Der Norddeutsche Verband für Altertumsforschung. Blickpunkt Arch. 1, 2013, 11–19.
  • C. Schuchhardt, Aus Leben und Arbeit (Berlin 1944).
  • G. Wegner, Auf vielen und zwischen manchen Stühlen. Bemerkungen zu den Auseinandersetzungen zwischen Karl Hermann Jacob-Friesen und Hans Reinerth. In: A. Leube/M. Hegewisch (Hrsg.), Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945 (Heidelberg 2000), 397–417.
  • R. Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im Nationalsozialistischen Herrschaftssystem (Stuttgart 1970).
     

Website:

www.nwva.de

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