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Über uns

GfA

Gesellschaft für Anthropologie

Die Gesellschaft für Anthropologie e.V. wurde 1992 als gemeinsame Nachfolgegesellschaft der inzwischen aufgelösten Deutschen Anthropologischen Gesellschaft in den neuen Bundesländern und der Gesellschaft für Anthropologie und Humangenetik in den alten Bundesländern gegründet.

Als gemeinnützige wissenschaftliche Gesellschaft der Anthropologen und Humanbiologen im deutschsprachigen Raum, hat sie sich zur Aufgabe gemacht, Forschung und Lehre sowie Verbreitung und Anwendung daraus gewonnener wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Gebiet der Biologie des Menschen zu fördern. Dazu werden in regelmäßigen Abständen wissenschaftliche Kongresse und andere fachspezifische Veranstaltungen durchgeführt. Die bedeutendste Veranstaltung ist dabei der alle zwei Jahre stattfindende Kongress der Gesellschaft für Anthropologie (GfA), bei dem sich die Vertreter der anthropologisch arbeitenden Standorte im deutschsprachigen Raum mit internationalen Gästen und Teilnehmern fachlich austauschen. Eine weitere Aufgabe der Gesellschaft ist die Vertretung des Faches in der Öffentlichkeit. In jüngster Zeit werden vermehrt anthropologisch relevante Inhalte in der breiten Medienwelt kommuniziert und diskutiert (wie z.B. die ältesten Hominiden-Funde, die Ausbreitung von Pathogenen in Europa, aktuelle Erkenntnisse zur forensischen Gesichtsrekonstruktion oder die Identifikation historischer Persönlichkeiten).

Die GfA ist bemüht, z.B. durch Stellungnahmen, oder Zertifizierung auf den angemessenen Umgang mit Begrifflichkeiten und eine fachlich fundierte Bearbeitung von Skelettfunden hinzuwirken. Die Gesellschaft fördert zudem die Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten und Fachgesellschaften, wie z.B. durch die Teilnahme an Archäologiekongressen.

Im Jahr 2009 wurde durch die praktische und organisatorische Unterstützung der GfA mit einer Gruppe von Studierenden die Umlagerung einer großen Skelettsammlung in Jena durchgeführt. Die Skelette befanden sich in einem alten Wasserschloss unter denkbar ungünstigen Lagerungsbedingungen (Dachbodenlagerung mit Taubenbesiedelung). Die Skelette mussten alle neu verpackt werden, um sie der Sammlung des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie zuzuführen.

Innerhalb der GfA bestehen fünf Arbeitsgemeinschaften, die sich mit den verschiedenen Aspekten der anthropologischen und humanbiologischen Forschung befassen. Die dabei vertretenden Fachrichtungen umfassen die Schwerpunkte wie biologische und prähistorische Anthropologie, Lebendanthropologie, Forensische Anthropologie sowie Datenstandardisierung und - modellierung.

Die aktuellen Inhalte der biologischen Anthropologie reichen von der Beschreibung von morphologischen Unterschieden der geschlechtstypischen Ausprägung von Unterkiefern des Homo sapiens in Zentraleuropa bis hin zu Untersuchungen an verschiedenen Skelettserien und Hinweise auf krankhafte und verletzungsbedingte Veränderungen in menschlichen Überresten. Im Besonderen besteht die verstärkte Tendenz des fachübergreifenden Einsatzes von verschiedenen naturwissenschaftlichen Methoden, wie z.B. der 3D-Morphometrie, Isotopie- und DNA Analysen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen und eine breitgefächerte Auswertung und Interpretation der Untersuchungsergebnisse erlaubt. Es zeigt sich zum Beispiel, dass der Einsatz von modernen Sequenzierungstechnologien, dem sogenannten next-generation sequencing, zu einem immensen Fortschritt in dem Bereich der Erforschung alter DNA (aDNA) geführt hat. Insbesondere im Bereich der Rekonstruktion der Entwicklung und Ausbreitung von Krankheitserregern, wie beispielsweise der Pest, Tuberkulose und Lepra, können damit wichtige neue Einblicke gewonnen werden. Zusätzlich gewährte die Analyse stabiler Isotope in menschlichen und tierischen Skelettmaterial tiefe Einblicke in Ernährungsfragen und Migrationsverhalten früherer Bevölkerungen, sowie Domestikationsprozesse.

Die forensische Anthropologie hat eine wichtige Bedeutung als Brücke zur Gerichtsmedizin. Sowohl im Bereich der Identifikation, als auch bei der Determinierung biologischer Aspekte eines Individuums, z.B. Sterbealter, Geschlecht, metrische Angaben wie Körperhöhe oder Robustizität und Gesundheitszustand anhand von Skelettfunden, werden neue Ansätze entwickelt.

Die AG Datenstandardisierung und -modellierung bietet eine Austauschplattform für Forschende, die Datenmodelle für die Aufnahme und Analyse ihrer Daten entwickeln und solchen, die in Dateninfrastrukturprojekten tätig sind. Ziel ist auch eine Vernetzung mit anderen Arbeitsgruppen und die Zusammenführung mit Datenstandards in Nachbardisziplinen, z.B. Archäologie.

Dieser kurze Überblick der anthropologischen und humanbiologischen Forschung zeigt die große Vielfalt des Faches und das hohe Maß der Interdisziplinarität, die den Großteil der aktuellen Forschungsinhalte auszeichnet.

Eine drohende Aufteilung der wissenschaftlich wertvollen Virchow und der S-Schädelsammlung aus dem Bestand der Berliner Charité konnte durch den Einsatz von Mitgliedern und Unterstützung vom Vorstand der GfA verhindert werden. Die Sammlung ist jetzt glücklicherweise unter kuratorischer Verantwortung der Anthropologin Barbara Teßmann, M.A. Skelettsammlungen sind für die Lehre, aber auch als Quellenmaterial diverser biologischer Informationen von großer Bedeutung für die Anthropologie. Deshalb sind sowohl die Sicherung dieser Sammlungen als auch ihre wissenschaftliche Aufarbeitung unabdingbar.

Trotz des großen Interesses an der Anthropologie unterliegt das Fach schon seit Jahren einem kontinuierlichen Abbau an den Universitäten. Traditionell war Anthropologie als eine sehr breitgefächerte Disziplin in der Universitären Landschaft in Deutschland gut vertreten, ist jedoch inzwischen zu Gunsten anderer Fachgebiete oder durch Spezialisierung stark reduziert worden. Auch die Osteologie wird nur noch an wenigen Universitäten angeboten. Im Gegensatz dazu stieg in den letzten Jahren der Bedarf an fachlich kompetenten Anthropologen, die insbesondere in der Archäologie bzw. in Zusammenarbeit mit archäologischen Landesämtern, Grabungsfirmen und Museen die Bearbeitung von Skelettfunden übernehmen. Diese Lücke konnte durch die Gründung der Arbeitsgemeinschaft freiberufliche Anthropologen teilweise geschlossen werden. In der aktuellen Tätigkeit der Freiberufler steht die Skelett- und Leichenbrandbefundung mit der Ermittlung der Individualdaten und paläopathologischen Veränderungen im Mittelpunkt. Eine wichtige Aufgabe der AG ist neben der Vertretung der Interessen der Freiberufler, eine kontinuierliche Qualitätssicherung zu gewährleisten, aber auch als genereller Ansprechpartner für Auftraggeber zu fungieren. Der Vorstand der GfA unterstützt die Anliegen mit einer Zertifizierung. Dabei wird das Wissen und Können sowie Kompetenzen und Qualifikationen der freiberuflich arbeitenden Kollegen/innen der GfA überprüft und bewertet. Dies soll der Qualitätssicherung und der Einhaltung von wissenschaftlichen Standards der osteoanthropologischen Arbeiten dienen und auch potentiellen Auftraggebern eine Orientierung für die Vergabe von Aufträgen sein.

Die GfA bemüht sich auch um eine intensive Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, da trotz der bundesweiten Standortproblematik ein konstant großes Interesse an dem Fach bei den Studierenden vorhanden ist. Zudem verzeichnet die Gesellschaft eine zunehmende Mitgliederzahl von Nachwuchswissenschaftlern. Innerhalb der GfA hat sich dabei eine Gruppe der Nachwuchswissenschaftler etabliert, die Nachwuchstreffen durchführen und einen Newsletter herausgeben. Die Gesellschaft fördert den Nachwuchs durch die Vergabe von Preisen, wie beispielsweise Vortrags- und Posterpreisen bei den Kongressen der GfA und dem Hubert-Walter Preis für hervorragende Dissertationen. Darüber hinaus werden Reisekostenunterstützungen zur Teilnahme an Fachtagungen und für das Nachwuchstreffen bereit gestellt. Informationen zu Stellenangeboten und relevanten Veranstaltungen werden regelmäßig per Rundmails, Newsletter der GfA und auf der GfA Homepage kommuniziert. Die Homepage der Anthropologischen Gesellschaft ist unter https://gfa-anthropologie.de/ zu finden.

Das Publikationsorgan der GfA ist: Anthropologischer Anzeiger [Journal of Biological and Clinical Anthropology].

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